Marmor

Die Bezeichnung für Marmor stammt direkt vom lateinischen Wort für Felsblock und Stein ab. Diese Art von Carbonatgestein entsteht durch Umwandlung oder Metamorphose im Erdinnern durch Hitze und Druck. Dieses Gestein besteht hauptsächlich aus den Mineralen Calcit und Dolomit, kann jedoch verschiedene weitere Elemente aufweisen. Die Materialeigenschaften machen Marmore besonders populär für die Herstellung von Skulpturen und für anspruchsvolle Architektur. Daher kann sich die Bedeutung des Wortes auf die metamorphe Gesteinsart beziehen oder ebenso auf eine kulturelle und ökonomische Ebene.

Zusammensetzung

Marmor entsteht im Erdinneren durch hohen Druck und/oder hohe Temperaturen, was eine Metamorphose (Marmorisierung) von Gestein verursacht. Die metamorphe Umwandlung erfolgt meist von Kalksteinen, Dolomiten (Dolomitmarmor) und anderen carbonatreichen Gesteinen. Häufig handelt es sich um Paragestein, welches aus Sedimentiten oder Ablagerungsgesteinen hervorgegangen ist. Echter Marmor besteht aus mindestens 50 Volumenprozent Calcit, Dolomit oder auch Aragonit. Es kommt häufig vor, dass Marmorgestein monomineralisch ist, also aus nur einem einzigen Karbonatmineral besteht. Reiner Marmor setzt sich aus mindestens 95 Volumenprozent Calcit und/oder Dolomit zusammen.

Die sogenannten unreinen Marmore können 5 bis 50 Volumenprozent Silikatminerale enthalten (Silikatmarmore). Es gibt auch Marmore, die eine zweite Metamorphose durchlaufen haben und solche, die aus der Umwandlung von seltenem magmatischem Gestein entstehen (Karbonatite).

Kennzeichen

Marmore sind meist mittel- bis großkristallin, es gibt jedoch auch extrem feinkristalline Sorten, wie etwa aus dem Steinbruch von Carrara, welche bei Bildhauern sehr begehrt ist. Daher ist der Porenraum des Gesteins gering, was zu einer hohen Frostbeständigkeit vieler Marmorsorten führt. Typisch für Marmor ist das Fehlen von Fossilien und das Glitzern einzelner Kalkspatkristalle. Es gibt Marmore in vielen Farben, von schwarz gestreift über gelb, grün, rosa bis hin zu purem Weiß. Mehrfarbige Marmore enthalten unterschiedliche Mineralbeimengungen und es gibt keine einheitlich schwarz gefärbten Marmorsteine.

Begriffsbedeutungen

Der Begriff Marmor hat verschiedene Bedeutungen, die geowissenschaftlich (petrografisch) und nichtpetrografisch sein können.

  • Die rein wissenschaftliche petrografische Bedeutung des Begriffs Marmor stellt dessen Entstehung durch Umwandlung oder Metamorphose in den Mittelpunkt. Als Marmore gelten daher ausschließlich die Metamorphite oder Umwandlungsgesteine, gebildet aus Kalkstein und anderen carbonatreichen Gesteinen unter hohem Druck oder hoher Temperatur.
  • Als nichtpetrografischen Kulturbegriff kennt man im deutschsprachigen Raum auch unzählige andere Steinsorten als Marmor, wie etwa Kalksteine, Kalkbrekzien, Dolomite, Travertine und Onyxmarmore. Teilweise betrifft das auch Gesteine, die kein oder nur wenig Karbonate enthalten, wie etwa Serpentinite und Ophicalcite. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts genauere geowissenschaftliche Erkenntnisse aufkamen. Jedoch hatte Marmor als Kulturbegriff bereits jahrhundertelange Tradition in Literatur, Architektur, Innenausstattung, Kunstgewerbe oder Kunstgeschichte. Dabei spielt es keine Rolle, dass es sich streng geowissenschaftlich gar nicht um echte Marmore handelt. Weitere Beispiele sind Agglo-Marmore sowie Kunst- und Stuckmarmore, welche von Menschenhand hergestellt und keine echten Marmore sind.
  • Die nichtpetrografische Bedeutung von Marmorgestein in der Ökonomie legt ebenfalls Augenmerk auf die streng geowissenschaftliche Definition von Marmor. Im Handel gibt es polierfähige Kalksteine wie den sogenannten Jura-Marmor und auch polierte Granite und Gneise unter der italienischen Bezeichnung marmi. Diese dürfen in Deutschland jedoch nicht als echter Marmor verkauft werden. Das steinverarbeitende Gewerbe muss nach der derzeit geltenden Rechtslage laut DIN EN-Norm von 2018 alle Kunden in Verkaufsgesprächen ausdrücklich auf die Unterschiede dieser Gesteinssorten hinweisen.

Verwendung

Marmor ist untrennbar verbunden mit Kunst und Kultur, da eine Reihe berühmter Kunstwerke und bedeutsamer Gebäude aus diesem Material bestehen. Seit der Antike finden Marmore Verwendung im Bauwesen und sind nach wie vor beliebt. Marmor ist heute begehrt im Innenausbau als Fußboden- und Treppenbeläge, Tischplatten, Wandfliesen, Waschbecken, aber auch als Fassadenplatten. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Säuren sind unbehandelte Marmore nicht zur Verwendung als Küchenarbeitsplatten zu empfehlen.

Die seit Jahrtausenden betriebene Gewinnung von Marmorsteinen aus meist ebenfalls berühmten Lagerstätten ist auch heute noch ein aufwendiger Prozess durch spezielle Sägen. Berühmt für ihren weißen und daher lichtdurchlässigen Marmor sind die Steinbrüche in Carrara, die apuanischen Bergtäler in Italien und Krastal in Österreich. In Deutschland gibt es nur wenige Marmorvorkommen für Naturwerkstein, wie etwa:

  • Auerbacher Marmor, Hessen
  • Crottendorfer Marmor, Sachsen
  • Hammerunterwiesenthal, Sachsen
  • Hermsdorf, Sachsen (nur Brecherprodukte)
  • Rothenacker/Saalburg Violett, Thüringen
  • Thiersheimer Marmor, Bayern nein
  • Wunsiedler Marmor, Holenbrunn, Bayern