Energiesparhaus: Bauplanung, Kalkulation, Vor- und Nachteile
Energie ist kostbar und wird immer teurer. Aus diesem Grund sind Energiesparhäuser so gefragt wie nie zuvor. Sie schonen den Geldbeutel und stehen für nachhaltiges Leben und eine umweltfreundliche Bauweise. Was bei der Umsetzung, Planung und Gestaltung eines Energiehauses zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist ein Energiesparhaus?
Inhaltsverzeichnis
Im Prinzip können alle Häuser in die Kategorie Energiesparhaus fallen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Sie müssen im Vergleich zu einer ähnlichen Immobilie mehr Energie einsparen. In diesem Bereich haben sich mehrere Synonyme durchgesetzt wie Niedrigenergiehaus, KfW Effizienzhaus, Nullenergiehaus oder Passivhaus. All dies sind Energiesparhäuser, die unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Die Bestimmungen für ein Energiesparhaus sind gesetzlich geregelt in der Energiesparverordnung – kurz EnEV. Voraussetzung ist eine ausgeglichene Energiebilanz zwischen der selbst erzeugter Energie und der verbrauchten Energie. Im besten Fall kommt es zu einem Energieüberschuss.
Welche Arten Energiesparhaus gibt es?
Angesichts der wachsenden Komplexität und Auswahl der Energiesparhäuser ist es gar nicht so einfach, die Übersicht zu behalten. Jede Hausart steht aber für bestimmte Anforderungen. Diese machen sich in einer unterschiedlichen Höhe der Investitionen und in den Energiekosten bemerkbar. Als Faustregel gilt, je mehr Energie ein Haus spart, desto teurer ist der Bau.
- Niedrigenergiehaus: Diese Immobilie verbraucht maximal 7 l Heizöl auf den Quadratmeter pro Jahr oder 70 kW/Quadratmeter.
- 3-Liter-Haus: Bei diesem Haustyp dürfen die Heizwerte auf den Quadratmeter gerechnet nicht über 3 l Heizöl oder 34 kWh im Jahr kommen.
- Passivhaus: Diese Hausart basiert auf der notwendigen Heizenergie und nicht auf dem Energiebedarf. Die Heizenergie darf 15 kW/Quadratmeter nicht übersteigen. Das Passivhaus sollte demnach mit 1,5 l Heizöl pro Quadratmeter im Jahr auskommen.
- Null-Energiehaus: Dieses Haus benötigt keine externe Energiezufuhr. In der Bauplanung werden große Fensterflächen in Südrichtung ebenso eingeplant wie eine geringe Außenfläche im Verhältnis zum Volumen. Eine notwendige Voraussetzung für das Nullenergiehaus ist eine effektive Abdichtung zum Beispiel durch Solarpaneele.
- Plus-Energiehaus: Dieses Haus ist ähnlich wie das Nullenergiehaus ausgebaut, nur dass es sogar mehr Energie produziert als verbraucht. Die Energie gewinnen Sie im Plus-Energiehaus selbst. Dafür installieren die Bauherren zum Beispiel eine Solaranlage. Bis heute existiert für diese Kategorie aber keine genormte Definition.
- KfW-Effizienzhaus: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau – kurz KfW – Hat diesen Haustyp definiert. Gemeint ist ein Gebäude mit einer energieeffizienten Bauweise und Gebäudetechnik. Die Energieeffizienz übersteigt die Normen der Gesetzgeber. Diese Effizienzhäuser lassen sich in unterschiedliche Standards einteilen. Bei einem KfW Effizienzhaus 100 darf nur so viel Primärenergie verbraucht werden wie bei einem vergleichbaren Referenzhaus. Beim Effizienzhaus 40 sinkt der Anteil an Primärenergie auf 40 % des Referenzhauses.
Was steht im neuen Gebäudeenergiegesetz?
Heute können wir Energiesparen und Klimaschutz nicht mehr aus unserem Alltag streichen. Seit vielen Jahren werden auch die Auflagen für energiesparendes Bauen immer strenger. Die letzten Erneuerungen gibt es aus dem Jahr 2020 für das aktuelle Gebäude Energiegesetz – kurz GEG. Diese neuen Auflagen ersetzen die Energiesparverordnung aus dem Jahr 2016 – kurz EnEV. Das neue Gebäudeenergiegesetz tritt am 1.11.2020 in Kraft und fasst drei externe Regelwerke zusammen. Die Vorschriften aus
- dem Energieeinsparungsgesetz,
- dem erneuerbare Energien Wärmegesetz und
- der Energiesparverordnung.
Im Prinzip beziehen sich all diese Gesetze auf den identischen Gegenstand: Sie zielen auf eine hohe Energieeffizienz der Gebäude und die Nutzung regenerativer Energien.
Die wichtigsten Regeln für ein Energiesparhaus auf einen Blick
So wird gefordert, dass Sie einen bestimmten Teil der Wärmeenergie aus den erneuerbaren Energien gewinnen. Das gilt ab 2020 auch für den erzeugten Strom. Dieser soll aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, um ihn im Endeffekt auf den Jahresprimärenergiebedarf anzurechnen. Das ist zum Beispiel durch eine Photovoltaikanlage möglich. Ab 2026 dürfen keine Ölheizungen mehr in Immobilien verbaut werden, sie sollen gänzlich aus dem Heizungskeller verschwinden.
Für die Ökobilanz ist die Gebäudehülle ebenso wichtig wie die Anlagetechnik, die Sie verwenden. Hier müssen Sie die Verluste mit einkalkulieren, die in der Erzeugung, Speicherung und Verteilung sowie in der Übergabe der Wärme entstehen. Die Höchstwerte orientieren sich an den Verbrauchswerten eines Referenzgebäudes. Die wichtigste Größe ist der Jahresprimärenergiebedarf. Das fasst den gesamten Energiebedarf für Warmwasser, Heizung, Lüftung und Kühlung zusammen. In diesem Zusammenhang soll auch die Effizienz der Energieträger Berücksichtigung finden.
Welche Bauweise ist für ein Energiesparhaus empfehlenswert?
Über viele Jahre hinweg war das Massivhaus das nun plus ultra, wenn es um ein Energiesparhaus geht. Massive Wände schützen das Haus vor einem Wärmeverlust. Mit diesen Werten konnten die Holzwände der Fertighäuser nicht mithalten. Im Sommer halten die Steinwände kühl und im Winter konnte die Wärme nicht so schnell aus den Räumen entweichen. Mit der weiter Entwicklung des Fertighausmarktes haben aber auch hier die Hersteller energieeffiziente Haustypen entwickelt. So ist es heutzutage möglich, ein Energiesparhaus als Fertigbau umzusetzen. Notwendig ist dafür aber eine sehr gute Dämmung der Wärme zum Beispiel durch mehrere Dämm- und Isolierungsschichten. Zum Einsatz kommen bei diesen Haustypen ausschließlich dreifach verglaste Fensterflächen.
Für wen ist das Energiesparhaus geeignet?
Es gibt eigentlich keine Restriktionen, was den Haustyp, die Größe und den Stil der Energiesparhäuser anbelangt. Sie können ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte ebenso zu einem Energiesparhaus machen wie einen Bungalow. In den Anschaffungskosten müssen Sie aber ein höheres Budget mitbringen. Grundsätzlich sind die Energiesparhäuser teurer als normale Immobilien. Langfristig sparen die Hausbesitzer Energie und können für den Bau sogar Zuschüsse beantragen. Hier lohnt der Blick auf die zinsgünstigen Kredite der KfW Förderbank, die unterschiedliche Fördermöglichkeiten für die Energiesparhäuser anbieten. Vorab ist es empfehlenswert, einen Energieberater zu beauftragen, um sich über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten beraten zu lassen.
Wie teuer ist ein Energiesparhaus?
Die Kosten in Verbindung mit einem Energiesparhaus zu benennen, wäre an dieser Stelle der falsche Weg. Im Gegensatz zu einem vergleichbaren Haus müssen Sie mit höheren Ausgaben rechnen, wenn Sie sich für ein Energiesparhaus entscheiden. Wer energiesparsam bauen möchte, der muss die Dämmung der Hauswände und der Fensterflächen zwangsläufig verbessern. Ein zweifacher oder besser ein dreifacher Wärmeschutz ist empfehlenswert. Achten Sie auf eine energieeffiziente Heizungsanlage, planen Sie eine Solaranlage oder eine Photovoltaikanlage. Wer moderne Technik einsetzt, muss entsprechend mehr ausgeben und tiefer in die Tasche greifen. Auf Dauer werden Sie aber mit einem Energiesparhaus weniger für Energie ausgeben und unabhängiger leben können.
Förderung und Finanzierung des Energiesparhauses
Für den Kauf oder den Bau eines Eigenheims steht zum Beispiel das KfW Wohneigentumsprogramm zur Auswahl. Es handelt sich hierbei um Kredit Nummer 124. Diesen Förderkredit gibt es ab einem effektiven Jahreszins von 0,84 % bis zu einem Kreditbetrag von 100.000 €. Wer also Wohnraum bauen oder kaufen möchte und später selbst darin wohnen möchte, kann diesen Kredit in Anspruch nehmen. Er lässt sich auch gut mit anderen KfW Produkten kombinieren.
Gefördert werden beim Neubau Material und Arbeitskosten sowie Baukosten, Baunebenkosten und anfallende Kosten für die Außenanlage. Für diese Förderprodukte nicht infrage kommen Ferienhäuser, Umschuldungen oder Nachfinanzierungen, wenn das eigentliche Bauvorhaben schon begonnen hat. Sie sollten sich also rechtzeitig genug über günstige Finanzierungsmöglichkeiten Ihres Energiesparhauses kundig machen. Profitabel sind neben den geringen Sollzinsen pro Jahr die tilgungsfreie Anlaufzeit von ein bis drei Jahren.
Interessieren Sie sich für einen KfW-Kredit für Ihr Energiesparhaus?
Dann sollten Sie nach einem Beratungsgespräch mit einem Energieberater die Kredite frühestmöglich beantragen. Werfen Sie einen Blick auf die anderen Förderprodukte, um diese effektiv miteinander zu kombinieren. So erhalten Sie noch mehr Fördergeld. Sprechen Sie noch vor den Bauarbeiten oder dem Kauf der Immobilie mit dem Finanzpartner Ihrer Wahl. Die KfW Bank ist keine direkte Bank. Sie unterstützt und fördert lediglich die Finanzierung. Mit dem Finanzpartner wie zum Beispiel mit der Sparkasse schließen Sie den Kreditvertrag ab. Danach erhalten Sie die Zusage über Ihre Förderung und können mit den Bauarbeiten beginnen.
Wer energieeffizient sanieren oder umbauen möchte, braucht Fachwissen. Von daher ist ein Vor-Ort-Termin mit einem Experten für Energieeffizienz unumgänglich. Ansonsten führen die Baumaßnahmen nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Zugelassen dafür sind Sachverständige, die Sie in der Expertenliste der deutschen Energieagentur für Förderprogramme des Bundes finden – kurz dena.
Was sind die Vor- und Nachteile eines Energiesparhauses?
Wir haben uns nun schon ausführlich mit den Kosten, der Umsetzung, den gesetzlichen Vorschriften und den unterschiedlichen Bautypen der Energiesparhäuser auseinandergesetzt. Daraus können wir auf die konkreten Vor- und Nachteile schließen. Heute verfügen viele Energiesparhäuser über eine moderne Photovoltaik oder Solarthermieanlage. Damit wird der Eigentümer der Immobilie zum Selbstversorger. Aus einer Solarthermieanlage kann ein Gebäude in der warmen Jahreszeit ausreichend Energie gewinnen, um Warmwasser zu bereiten. Zugleich unterstützen die Anlagen die Heizung in der Übergangszeit.
Ein Sonderfall in diesem Bereich sind die so genannten Sonnenhäuser. Sie haben große Kollektorfläche und Pufferspeicher, die mindestens 50 % der jährlichen Warmwasser- und Heizbedarfs der Sonne abbringen. Der verbleibende Energiebedarf wird zum Beispiel durch eine Ofenheizung mit einer Wassertasche abgedeckt. Einige Sonnenhäuser sind in der Lage, 100 % des jährlichen Gesamtbedarfs über die Sonnenkraft abzudecken. Doch benötigen Sie dafür enorme Mengen an Pufferspeicher von mehreren 10.000 l Volumen. Nur die Eigentümer solcher Sonnenhäuser können wirklich vollkommen autonom von der Versorgung mit Heizenergie Leben.
Warum Sie sich für ein Energiesparhaus entscheiden sollten
Tendenziell steigen die Kosten für die Energiepreise seit Jahren nach oben. Das kommt gerade den Hausbesitzern schlecht gedämmter Gebäude teuer zu stehen. Weniger betroffen von den Schwankungen der Energiepreise sind Bauherren eines Energiesparhauses. Sie können diese Preisschwankungen leichter verkraften, da Sie viel weniger Energie verbrauchen. Gebäude mit guten Energiewerten lassen sich später viel besser verkaufen. Das mag an den niedrigen Folgekosten und laufenden Energiekosten liegen.
Zugleich haben die Energiesparhäuser ein besseres Raumklima. Die Luftfeuchtigkeit an kalten Wänden kann häufiger zu Schimmelbildung führen. Im Gegensatz dazu müssen Sie ein Energiesparhaus effektiv und gut belüfteten, was auf die gut gedämmten Wände zurückzuführen ist. Wenn Sie regelmäßig am Tag Stoßlüften, verlieren Sie keine kostbare Energie. Warme Innenluft speichert mehr Feuchtigkeit als kalte Außenluft. Ist die Luft erst einmal mit Feuchtigkeit gesättigt, erfordert es einen höheren Energieeinsatz. Sie sparen Energie, wenn Sie regelmäßig stoßlüften.
FAZIT
Was Energiesparhaus bietet Ihnen eine Möglichkeit, dauerhaft die laufenden Nebenkosten für Wärme, Warmwasser und Strom herunter zu setzen. Beim Bau müssen Sie mit höheren Kosten rechnen und diese folgerichtig einkalkulieren. Ein Energiesparhaus ist teurer als eine vergleichbare andere Immobilie. Dafür stehen Ihnen mehr Möglichkeiten zur Auswahl. Tragen Sie sich mit dem Gedanken, energieeffizient zu bauen, nehmen Sie die Hilfe eines Energieberaters in Anspruch. Lassen Sie sich über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten beraten und konkret informieren. Die örtlichen Gegebenheiten, Ihre individuellen Anforderungen und Ihr Budget bestimmen letztendlich die Möglichkeiten in Verbindung mit einem Energiesparhaus.